Was ist ein ABC-Zug und wofür wird er benötigt?
Wenn man den Begriff ABC-Zug liest, denkt man nicht immer direkt an eine Einheit der Feuerwehr, denn das ABC ist uns aus Schulzeiten weitaus geläufiger.
Was ist also dieser ABC-Zug?
Die Abkürzung „ABC“ setzt sich zusammen aus den Wörtern Atomar, Biologisch und Chemisch. Gefährdungen durch atomare, biologische und chemische Stoffe sind in der heutigen Zeit allgegenwärtig. Wurden noch vor einigen Jahren vornehmlich Kampfmittel und Kampfstoffe mit dem Begriff „ABC“ in Verbindung gebracht, so sind Begegnungen mit diesen Gefahren heute fast alltäglich. „Öl auf Gewässer“, „Unfall mit Gefahrguttransporter“, „Austritt unbekannter fester oder flüssiger Stoffe“, “auslaufende Betriebsstoffe nach Verkehrsunfall“ o.ä. sind nur einige Meldungen, zu denen die Feuerwehr unter dem personal- und geräteintensiven Alarmstichwort „ABC-Einsatz“ ausrückt.
Da diese Gefahrenarten eine besondere Herangehensweise im Einsatzfall sowie eine Menge Fachwissen erfordern, hat man in vielen Landkreisen Spezialeinheiten gebildet, die sogenannten ABC- oder Umweltzüge. Diese Spezialeinheiten kommen immer dann zum Einsatz, wenn die örtlichen Feuerwehren eine umfangreiche Schadenslage mit einem oder mehreren der oben genannten Stoffe zu bewältigen haben. Der ABC-Zug ergänzt dann die eingesetzten Kräfte mit speziellem Material sowie umfassend ausgebildetem Personal.
Der Kreis Olpe verfügt über zwei ABC-Züge; den ABC-Zug Bigge und den ABC-Zug-Lenne. Der ABC-Zug Bigge setzt sich zusammen aus Feuerwehrkräften aus den Kommunen Drolshagen und Wenden. Der ABC-Zug-Lenne wird von Angehörigen der Feuerwehr Lennestadt besetzt. Der Kreis Olpe hat zu diesem Zweck zwei Wechselladerfahrzeuge für Abrollbehälter angeschafft. Ein Fahrzeug ist in Drolshagen und das Zweite in Lennestadt-Grevenbrück stationiert. Die benötigten Abrollbehälter-Gefahrgut (AB-G) wurden dann durch die Kommunen Attendorn, Drolshagen, Olpe und Wenden (ABC-Zug Bigge) und durch Finnentrop, Kirchhundem und Lennestadt (ABC-Zug Lenne) angeschafft und sind permanent auf den Trägerfahrzeugen verlastet.
Im Einsatzfall sieht ein Kreiskonzept vor, dass der jeweilige AB-G aus dem nicht betroffenen Teil des Kreises angefordert wird. Ist also beispielsweise eine Schadenslage in der Gemeinde Wenden, so würde der ABC-Zug Lenne zum Einsatz kommen, da örtliche Einsatzkräfte, die dem ABC-Zug Bigge angehören, ja bereits im Einsatz gebunden sind. Der ABC-Zug Bigge verfügt seit dem Jahr 2015 über den oben genannten Abrollbehälter AB-G, für den ABC-Zug Lenne wurde dieses im Jahr 2019 in Dienst gestellt. Ergänzt werden die Abrollbehälter und Trägerfahrzeuge durch einen Einsatzleitwagen (ELW) und mehreren Löschgruppenfahrzeugen (LF / HLF), um weiteres Material und Personal zur Einsatzstelle zu bringen.
Zur Ausstattung eines solchen AB-G gehören u.a. Chemikalien-Schutzanzüge, umluftunabhängige Atemschutzgeräte, Funk- und Messegräte, Gefahrstoffumfüllpumpen mit entsprechendem Schlauchmaterial, Auffangbehältnisse und Werkzeuge aus unterschiedlichen Materialien, Abdicht- und Absperrmaterial, Beleuchtungsgeräte und Stromerzeuger u.v.m.
Wie man sehen kann, ist die Beladung sehr umfangreich und vor allem speziell. Hierfür bedarf es gut ausgebildetes Personal. Dieses wird im Kreis Olpe seit einigen Jahren am Standort Lennestadt-Grevenbrück ausgebildet. Voraussetzung für die Teilnahme am Lehrgang „Einheiten im ABC-Einsatz (ABC-1)“ ist neben einer abgeschlossenen Truppmannausbildung eine Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger mit gültiger arbeitsmedizinischer Untersuchung nach G26.3. Rechtliche Grundlagen, allgemeine Gefahren durch ABC-Stoffe sowie Kenntnisse über die Stoffkennzeichnung gehören zu den ersten Grundlagen. Einsatztaktik, Absperrmaßnahmen sowie Handhabung der Mess- und Nachweisgeräte runden den theoretischen Teil der Ausbildung ab.
Großer Wert wird auf die Durchführung praktischer Einsatzübungen gelegt. In verschiedenen Übungsszenarien wird der Umgang mit atomaren, biologischen und chemischen Stoffen trainiert. Arbeiten unter ABC-Schutzkleidung, Anwendung verschiedener Geräte, Aufbau eines Dekontaminations-Platzes und fachgerechte Dekontamination von Personal und Gerät zählen hier zu den Übungsschwerpunkten.
Die Ausbildung endet nach 70 Unterrichtseinheiten mit einer schriftlichen und praktischen Prüfung.
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