Dieses Stichwort dürfte den einen oder anderen Angehörigen der Feuerwehr vor eine große Herausforderung stellen. Die Wenigsten wissen, wie sie mit einem Pferd umgehen sollen und haben wegen vieler Geschichten von tretenden und bösartigen Pferden ohnehin kein Interesse daran, sich den Tieren überhaupt zu nähern. Diese Haltung führte bereits in der Vergangenheit bei verschiedenen Feuerwehren zu vermeidbaren Unfällen im Umgang mit Pferden. Aus diesem Grund stand ein tierischer Sonderdienst für die Kameraden*innen der Einheit Wenden der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Wenden am Samstag den 13.11.2021 auf dem Dienstplan. In Zusammenarbeit mit den Besitzern der Reitanlage Wacker in Brün und den Referenten Justin Zeppenfeld aus der Einheit Wenden, sowie Michel Krebsbach, der als Einstaller und ehemaliger Feuerwehrmann das Team zur Ausarbeitung komplettierte, wurde ein Konzept erarbeitet, welches die Grundlagen im Umgang mit Pferden sowie die örtlichen Gegebenheiten und Besonderheiten der Anlage aufzeigte. Nach einem kurzen Briefing der Teilnehmer*innen und der Vorstellung aller Referenten, ging es für Alle mit einer Führung durch die Anlage weiter. Hierbei wurde vor allem auf Besonderheiten wie die Wasserversorgung, die auf dem Dach der Anlage installierte Photovoltaik-Anlage, Flucht- und Rettungswege, Aufbau des Gebäudekomplexes und die Unterbringungen der Pferde eingegangen. Im Inneren der Anlage wurden diverse Schließmechanismen der Boxentüren aufgezeigt, da diese im Ernstfall auch bei schlechter Sicht möglicherweise geöffnet werden müssen. Auch auf einsatztaktische Besonderheiten, wie die Dachkonstruktion und die Brandlast im Bereich des Heulagers wurde besonders eingegangen. Im zweiten Teil des Dienstes, wurden die Anwesenden in der Reithalle der Anlage zunächst theoretisch im Umgang mit Pferden geschult. Hierbei zeigte Justin Zeppenfeld den Teilnehmern, auf welche Arten von Halftern und Haken die Kameraden im Ernstfall treffen könnten und wo die Besonderheiten und Gefahrenquellen liegen. Danach folgte eine Einweisung zum Thema Verhalten der Tiere, Fluchtinstinkt, Annäherung, Führen von Pferden und die korrekte Art ein Pferd aufzuhalftern. Themen wie die Anfahrt ohne Sondersignal in der Nähe des Stalls, sowie die einsatztaktische Aufstellung der Fahrzeuge waren ebenfalls Themenschwerpunkte. Im Anschluss an den theoretischen Teil, durften alle Teilnehmer*innen das zuvor erlernte Wissen in die Praxis umsetzen. Hierzu wurden einige Pferde der Reitanlage zur Verfügung gestellt. Die Besitzer waren als Ansprechpartner und Rückfallebene ebenfalls in der Reithalle und unterstützten die Kameraden*innen beim Führen und Aufhalftern. Ziel war es, einen Berührungspunkt der Kameraden*innen mit den Pferden zu schaffen und zu zeigen, dass die vorherrschende Angst vor den Tieren zumeist unbegründet ist. Im dritten und letzten Teil des Sonderdienstes hieß es dann nochmal volle Konzentration. Das Übungsszenario dem sich die Kameraden der Einheit Wenden stellen mussten, umfasste den Brand der Heuhalle. Alle Personen haben sich selbst befreien können, jedoch befanden sich in beiden Stalltrakten noch zu rettende Pferde. Aufgrund der massiven Rauchentwicklung war eine Rettung nur durch einen Trupp unter Atemschutz möglich. Zudem war im hinteren Bereich der Anlage bereits die Beleuchtung ausgefallen, was das Szenario für alle Beteiligten und Pferde erschwerte. Während sich der Angriffstrupp ausrüstete, wurde der mobile Wasserwerfer in Stellung gebracht und ausgerichtet. Dann hieß es „Zur Rettung der Pferde in den Stalltrakt vor!“. Der vorgehende Trupp näherte sich der ersten Box und nach anfänglichen Schwierigkeiten, gelang es dem Trupp, das erste Pferd ruhig und routiniert in den Außenbereich zu führen, wo es an die Besitzerin übergeben wurde. Unmittelbar nach der Übergabe wurde der Angriffstrupp zum zweiten Pferd in die dunkle Stallgasse geschickt. An der Box angekommen, wurde diese geöffnet und die Einsatzkräfte sahen sich einem nervösen und in die Ecke gedrängten Pferd gegenüberstehen. Das vorher erlernte Wissen über das Verhalten der Tiere, wurde hier direkt in die Praxis umgesetzt und nach einem vorsichtigen Herantasten beider Seiten, konnte auch das zweite Pferd sicher aus dem Gebäudekomplex evakuiert werden. Nachdem alle Pferde an die Besitzer übergeben wurden, hieß es Übungsende. Im Rahmen der Nachbesprechung gab es, neben einem Feedback der Feuerwehrangehörigen an die Organisatoren auch Getränke von den Betreibern der Anlage. Frau Eva Wacker-Schönauer bedankte sich bei den Einsatzkräften für die Bereitschafft auf Ihrer Anlage zu üben.
Die Übung fand unter geltendem Hygienekonzept der Feuerwehr und strenger Einhaltung der 3G-Regel statt.